Terra Madre – Salone del Gusto 3 Tage auf den Spuren des Geschmacks und der Vielfalt in Turin – frei nach dem Motto „Mangi meglio – Vivi Meglio“

Letztes Jahr habe ich schon sehnsuchtsvoll die Berichte von SlowFood, auf Facebook und in diversen Medien verfolgt und für mich beschlossen, da will ich unbedingt mal hin. Als ich heuer mit Verena von verenakocht.at im Mai auf der SlowFood Messe in Stuttgart war, haben wir gemeinsam beschlossen auch nach Turin zu fahren.

Rasch wurden Flüge und Hotel gebucht und die Vorfreude stieg bis der September endlich da war.

Donnerstag ging es schon sehr früh los, wir flogen mit der ersten Maschine nach Mailand, da es leider von Wien aus keinen Direktflug nach Turin gibt. Dort übernahmen wir den reservierten Mietwagen und fuhren gen Mailand – Fahrtzeit knapp 2 Stunden.


Unser Hotel – das B&B Hotel Torino lag, verkehrsgünstig gut, etwas ausserhalb. Kostenlose Parkplätze gab es in ausreichender Anzahl beim Hotel. Das Hotel ist für 3-Sterne gut ausgestattet. Zimmer mit Klimaanlage, TV und Dusche. Ausreichend flauschige Badetücher und die Möglichkeit, gegen einen geringen Aufpreis (7€) ein kleines Büffetfrühstück einzunehmen. Das Frühstück war so naja – man kann sicher auswärts in den diversen Cafés besser frühstücken.

In unmittelbarer Nähe befinden sich Busstationen die einen ins Zentrum von Turin bringen – Kosten pro Fahrt 1,50€. Achtung – der „Expressbus“ kostet extra. Und es wird auch kontrolliert. Merke fürs nächste Mal – es ist jedenfalls empfehlenswert, sich vorab etwas genauer über die Ölfis zu informieren, das spart dann eine Menge Zeit.

Heuer fand die Terra Madre – Salone del Gusto zum 1. Mal nicht in einer Messehalle statt, sondern an verschiedenen Plätzen verteilt in Turin. Wir sind dann also mit dem Bus gleich mal zur Hauptlocation der Terra Madre gefahren – den Valentino Park …

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Die SlowFood Bewegung hatte in Italien ihren Ursprung … ist eine Non-Profit-Organisation, und wurde 1989 zu einer weltweiten Bewegung mit mittlerweile über 100.000 Mitgliedern in mehr als 150 Ländern wurde. Darüber hinaus werden die Prinzipien von Slow Food in unzähligen, lokalen Lebensmittelgemeinschaften/-bündnissen tagtäglich gelebt.

Viele davon waren zum Salone del Gusto angereist. Über 800 Aussteller, teilweise aufgeteilt nach Kontinenten. Wir starteten unseren Rundgang und waren schnell überwältigt von der Vielfalt der SlowFood Produkte und Produzenten.

So viele Produkte, traditionell handwerklich erzeugt, aus hochwertigen Rohstoffen. Ich fühlte mich wie im  Paradies. Man wusste gar nicht wo man überall probieren sollte. Die Produzenten waren auch sehr bemüht ihre Produkte zu erklären. Viele sprachen aber kein Englisch, geschweige denn deutsch. Diesmal habe ich meine sehr mangelhaften Italienischkenntnisse zutiefst bedauert.

Nach einigem Herumwandern und vor allem beim Anblick der vielen Köstlichkeiten, die angeboten wurden, hat uns bald der Hunger geplagt und wir haben uns ein kleines, Mittagessen gegönnt. Ich habe mir eine wirklich köstliche Linsensuppe ausgesucht und ein mit Schweinebraten gefülltes Brötchen.

Später gab es dann noch in einem netten kleinen Lokal mit Blick auf den Po, Kaffee und ein „kleines“ Eis. Keine Ahnung wie groß da die große Portion ist.

Dann sind wir noch weiter gewandert und haben noch den Rest des Valentino Parks durchwandert. Natürlich haben wir auch bei den aus Österreich angereisten SlowFood Produzenten vorbei geschaut. U.a.  die Bäckerei Gragger, die sogar mit einem Brotbackofen angereist war. Martin Allram aus dem Waldviertel, die Leithaberger Kirschen (aus denen ich heuer im Sommer einen köstlichen Kirschkuchen zubereitet habe). Beim Obsthof Retter haben wir uns noch einen Cider gegönnt.

Zurück zum Hotel ging’s im Taxi. Wir waren müde und wollten eigentlich nur mehr gemütlich Abendessen. Wir haben den freundlichen, jungen Fahrer nach einem Tipp in der Nähe des Hotels gefragt „wo die Turiner essen – nicht die Touristen“ – und bekamen als Tipp das Delfino Blu.

Wir kamen ohne Reservierung im Lokal an, das um kurz vor 8 noch fast leer war. Die Italiener essen einfach viel später, das hatten wir nicht bedacht. Wir bekamen einen Platz in der verglasten Veranda.

Die Bedienung super freundlich und das Essen ein Genuss. Als Vorspeise hatte ich Rohschinken mit Obst. Da im Fenster Tanks mit frischen Hummern waren, haben wir uns beide als Hauptgericht Linguine mit Hummer bestellt. Dazu das eine oder andere Glas Wein und der obligatorische Espresso danach! Dessert habe ich leider keines mehr geschafft.

Und das war wirklich ein Geheimtipp. Es war binnen kürzester Zeit jeder Tisch besetzt. Ständig wurden Leckereien an uns vorbei getragen wurde. Seafood vom Feinsten. Wir hatten beschlossen,  den letzten Abend nochmals dort zu essen …

Satt und müde sind wir in unseren Zimmern ins Bett gefallen.

Am nächsten Morgen sind wir nach einem kleinen Frühstück mit den Ölfis in die Stadt gefahren. Wir wollten ins Eataly Torino Lingotto. Auch einem Austragungsort des Salone del Gusto. Das Eataly ist ein italienischer Delikatessenmarkt. Wir haben erfahren, dass es den auch in vielen anderen Städten auf der ganzen Welt gibt – nur leider aber (noch) nicht in Wien.

Neben herrlichsten italienischen Lebensmitteln und Delikatessen, viele auch nach SlowFood Kriterien produziert, gibt es auch Küchenutensilien und Geräte, Kochbücher und eine gigantische Wein-, Spirituosen- und Bierauswahl.

Ach ja, und ausgezeichnet essen kann man auch. Ich habe mir eine Pizza gegönnt, nur mit Tomatensauce, Büffelmozzarella und Prosciutto – einfach und gut. Verena  nahm die Pasta des Tages mit Seafood. Wasser und Brot sind im Gedeck inkludiert. Wasser gab es eigentlich immer in Glasflaschen und zu sehr moderaten Preisen ebenso wirklich gutes Brot.

Für Kaffee und Dessert mussten wir aber „das Lokal“ im Shop wechseln. Dort lernte ich, dass man bei Selbstbedienung erst an der Kassa zahlt und bestellt und sich dann am Tresen alles abholt. Der Cappuccino und die süssen Kleinigkeiten, wirklich köstlich. Wenn das so weitergeht, brauch ich nicht heim zu fliegen, da kann ich mich heim rollen.

Schwer bepackt mit geshoppten Köstlichkeiten haben wir uns auf den Weg zurück ins Hotel gemacht, etwas erholen bevor es zum Abendessen ging.

Für den nächsten Tag hatten wir auch schon Pläne. Wir wollten nach Alba zum SlowFood Markt fahren, der dort immer samstags stattfindet.

Dann 1/2 Std. vor der vereinbarten Zeit läutete plötzlich mein Telefon. Verena erklärte mir mit schmerzverzerrter Stimme, das sie in ihrem Zimmer im Bad gestürzt war und sich das Knie verletzt hatte. OMG dachte ich und bin zu ihr. Nach einem ersten Blick auf das Häufchen Elend, das da mit offensichtlich höllischen Schmerzen im Bett lag, war klar, da geht nix mehr. Sie wollte nur mehr nach Hause. Die weiteren organisatorischen Details erspare ich euch… Jedenfalls wurde sie von ihrem Mann und Tochter, die noch in der Nacht losgefahren waren, abgeholt und zurück nach Wien gebracht, was sich im Nachhinein als beste Lösung herausgestellt hat.

Abendessen und der Ausflug nach Alba am nächsten Vormittag fielen somit leider aus. Nachdem Verena auf dem Heimweg war, blieb ich alleine zurück und habe versucht das Beste draus zu machen und mich wieder mit den Öffis auf den Weg in die Stadt. Diesmal zum Piazza Castello und zur angrenzenden Via Roma.

Auch dort gab es viel Interessantes über die SlowFood Bewegung zu erfahren und in der Via Roma und am angrenzenden Piazza San Carlo war ein Markt. Es reihte sich ein Produzent mit Köstlichkeiten an den anderen. Ich fühlte mich wie im Paradies.

Ich liebe Prosciutto und war fast überfordert von dem Angebot. Ich weiß gar nicht mehr, wieviele verschiedene Schinken, köstliche Würste und Speck ich probiert habe. Und – entgegen meiner Abneigung für Käse – ich habe mich auch an einige Parmigianos getraut! Natürlich ist auch wieder die eine oder andere Leckerei in meine Einkaufstasche gewandert.img_9428

Zwischendurch ein kleines Päuschen in einer Gelateria. Eis mit Büffelmilch – so köstlich.

Die Vielfalt der Produkte hat mich fasziniert. Zwiebel in vielen Sorten, Knoblauch. Linsen und Bohnen bunt und vielfältig. Alte Sorten und Traditionen, die sogenannten „SlowFood Presidios“ werden liebevoll aufrecht erhalten.

„Die Arche des Geschmacks“ – Let’s save the Flavors of the World!

Tief beeindruckt habe ich mir dann noch die Abschlussparade angesehen und mich auf den Rückweg zum Hotel gemacht.

Abendessen? – eigentlich wollten Verena und ich ja nochmals ins Delfino Blu – „Liebe Verena, das holen wir unbedingt nach“!

Alleine hatte ich keine Lust nochmals in die Stadt zu fahren, daher ging ich in das Lokal das gleich neben dem Hotel war. „Lentini’s Pizza, Restaurant und Grill“. Machte von außen etwas den Eindruck nach Vorstadt-Pizzeria – aber man soll sich ja vom äußeren nicht täuschen lassen.

Innen superchic, modern und stylish, leicht amerikanisch angehauchtes Interieur. Ich hatte nicht reserviert und bekam dennoch einen netten kleinen Tisch am Fenster. Das Lokal war schon gut gefüllt.

Ich bestellte eine große Flasche Wasser und Weißwein, dazu gab es Olivenöl und supergutes Brot, das selbst gebacken wurde. Die Speisekarte war umfangreich, bei fast allen Gerichten stand dabei, woher die Hauptzutaten stammen. Etwas das ich mir generell wünschen würde.

Als Vorspeise habe ich mir diesmal ein Kalbstatar gegönnt. Geschnitten nicht faschiert, so wie es sich gehört. Zum Hauptgang gab es eine Pastaschüssel gefüllt mit einem Ragout aus Rind und Broccoli. Selten gut. Und natürlich musste es diesmal auch ein Dessert zum Abschluss sein. Ein Gedicht von einer Feigentarte aus Blätterteig, Vanillecreme und Honig.

Im Laufe des Abends füllten sich sämtliche Tische und einige Gäste mussten sogar auf einen freien Tisch warten. Offensichtlich war das Lokal bei den Einheimischen sehr beliebt. Viele Familien mit Kindern und auch bei den noch freien Tischen, war an nahezu jedem mindestens ein Kinderstuhl. Etwas was sehr auffällig war, alle Kinder konnten sich bei Tisch benehmen. Selbst für die Kleinen waren Tischmanieren selbstverständlich. Liebe österreichische Eltern – nehmt euch ein Beispiel an den Italienern – so unkompliziert kann essen sein.

Wieder fiel ich an diesem Abend müde und satt ins Bett.

Für den nächsten Tag hatte ich dann keine großen Pläne mehr. Ausschlafen, frühstücken, packen, allein mit dem Auto nach Mailand zum Flughafen und Tanken – das war noch eine Herausforderung.

Dann noch ein gemütlicher Kaffee mit einem Sandwich am Flughafen und ein nicht ganz so gemütlicher Rückflug nach Wien. Leider kann man sich, wenn man allein fliegt, seinen Sitznachbarn nicht aussuchen. Ich litt unter Platzmangel und Geruchsbelästigung. Für übergewichtige sind die Sitze in dem Adria Airways Jet eindeutig zu schmal.

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Es war ein tolles Erlebnis! Es tut mir so leid für Verena, dass sie wegen des blöden Unfalls nur einen Teil miterleben konnte. Wir müssen unbedingt wieder zur nächsten Terra Madre, aber dann ohne Unfall und vielleicht mit noch mehr Zeit.

Gibt es unter meinen Lesern vielleicht noch jemanden der auch dort war? Was habt ihr erlebt?

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